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Die Triple Triple Story – von Matthew Fairbrother

Die Triple Triple Story – von Matthew Fairbrother

Die Gebirgskette North Shore bei Vancouver ist seit langem eine Herausforderung für Mountainbiker, ein wildes, ungezähmtes Labyrinth aus steilen, technischen Abfahrten und einzigartigen Holzkonstruktionen. Hier wurde der MTB-Sport neu geformt, als Fahrer mit Kettensägen und unbändigem Willen in die Wälder zogen und Trails schufen, die der Physik trotzten. Die Ursprünge des Freeride-Mountainbikens sind hier tief verwurzelt, geboren aus einer Mischung aus Notwendigkeit und kreativem Trotz. Glatte, moosbedeckte Felsbrocken, technische Singletrails und schmale Skinnies sind Teil der DNA der North Shore und verlangen von jedem, der sich daran versucht, sowohl Können als auch Nerven. Seit Jahrzehnten bringen diese Wälder Legenden hervor.

 

Von den frühen Pionieren, die über wackelige Konstruktionen donnerten und von Felsen sprangen, bis hin zu den Trailrippern von heute, die die Grenzen des Machbaren ständig verschieben, ist die North Shore eine Region, an der Mountainbiken über das Gewöhnliche hinausgeht. Der Wald selbst fühlt sich lebendig an, seine uralten Zedern wachen über diejenigen, die ihn durchqueren, und flüstern Geschichten von Triumph und Demut gleichermaßen.

 

Seit Jahren bin ich besessen von den Videos der Fahrer, die diese legendären Lines bezwingen, und jedes neue ist atemberaubender als das vorherige. Ich möchte die North Shore nicht einfach nur abfahren, sondern auch meine Spuren hinterlassen und Teil ihrer Geschichte werden. Wie meine Vorgänger möchte ich etwas beweisen, nicht nur dem Wald oder der Biker-Community, sondern auch mir selbst.

 

Die Idee kam mir, als ich einmal spätabends beim Durchscrollen von Bike-Videos sah, wie ein weiterer Biker die berüchtigte Triple Crown geschafft hatte, diese kräftezehrende Challenge, bei der die höchsten fahrbaren Punkte von Mount Fromme, Cypress Mountain und Mount Seymour in einer Tour bezwungen werden müssen. Doch ich wollte mehr. Wie wäre es, wenn ich da noch Einen draufsetzen würde? Wie wäre es, wenn ich die Triple Crown an einem Stück dreimal hintereinander in Angriff nehmen würde? Der Gedanke schien absurd, aber er versprach auch eine Herausforderung, die dem Mythos North Shore würdig ist. Als ich weiter scrollte, fand ich heraus, dass Anthony Boussetta diese Route im Jahr 2021 erfolgreich bewältigt hatte – die Challenge hatte mich gepackt. Denn es war möglich.

 

Um mich auf ein solches Unterfangen vorzubereiten, brauchte ich einen Guide, jemanden, der die Trails und ihre Feinheiten kennt. Genau das war Celeste Pomerantz, eine Freeriderin, die das Mountainbiken auf und neben der Triple Crown Strecke gelernt hat und sie seitdem als Spielwiese nutzt, um ihren Weg zu machen. Celestes ausgezeichnete Kenntnisse des Geländes und ihre ansteckende Energie machten sie zur perfekten Partnerin, um mir zu zeigen, worauf es ankommt, und um mich zu erden, während ich mich aufmachte, meine Spuren auf diesen legendären Trails zu hinterlassen.

 

Das Besondere an der Triple Crown ist, dass es keine festgelegte Route gibt. Es liegt an deiner Interpretation, solange du den höchsten Trail auf jedem der Berge fährst. Mit Celestes Hilfe brauchte ich einem Monat, um jeden Trail der North Shore Gebirge zu lernen. Ich fuhr und stoppte jede Variante, schätzte ab, wie viel Anstrengung jede Strecke im Vergleich zu einer anderen erforderte, und stellte die meiner Ansicht nach beste Route zusammen. Ich war auf der Suche nach Effizienz und Spaß und wollte zugleich sicherstellen, dass ich den North Shore Routen treu blieb. Es kommt nicht oft vor, dass ich das Glück habe, mich einem Projekt so intensiv widmen zu können. Für mich gibt es kein besseres Gefühl, als sich wie in einem Tunnel nur auf das eine Ziel vorzubereiten. Nach einem Monat, in dem ich mich in diesen Prozess vertieft hatte, war ich überzeugt und bereit für die Herausforderung.

- Steinbefestigte armoured Trails... typisch North Shore.. Diese sollten sich für Matthew im späteren Verlauf seiner Challenge noch als ziemlich tricky erweisen vor allem nachts

6.00 Uhr: Start 

Ich entschied mich für eine entspannte Startzeit: Der Start um 6.00 Uhr morgens gab mir genug Zeit, um 8 Stunden Schlaf zu bekommen und trotzdem einen ganzen Tag lang Tageslicht zu genießen. Der Plan war, die ersten zwei Drittel dieser Tour hart anzugehen, um das Tageslicht und meine mentale Frische zu nutzen. Für das letzte Drittel gab es keinen Plan: Ich musste es einfach durchziehen und mit den Konsequenzen zurechtkommen. 

 

Ich übernachtete in einem Miettransporter nahe Deep Cove. Ich wache um 5.50 Uhr auf und bin um 6 Uhr am Ende des Piers, um loszulegen. Trotz der unruhigen Nacht bin ich ziemlich zufrieden mit meiner Effizienz.

- Aufbruch bei Tagesanbruch. Es gibt nichts Schöneres.

Bevor ich losfahre, tauche ich meine Reifen ins Wasser – das bekannte Ritual vor der North Shore Triple Crown. Vor dieser Tour nahm die Anspannung natürlich täglich zu, auch durch den Druck, den ich mir selbst gemacht habe, doch als es dann so weit war, wurde aus nervlicher Anspannung purer Adrenalinrausch. 

- Eintauchen der Reifen ins kalte Meerwasser. 

 

Nach nicht einmal 5 Minuten erlebe ich meinen ersten Schreckmoment. Als ich auf dem Weg zur Mt. Seymour Road durch einen Naturschutzpark fahre, höre ich etwas im Gebüsch rascheln. Als Kiwi war das meine schlimmste Befürchtung, denn zu Hause in Neuseeland gibt es nur wenig, wovor man sich fürchten muss. Ich schalte also meine Helmlampe ein und schaue mich um, bis ich schließlich ein Augenpaar entdecke, das mich anstarrt. Es ist nur ein Kojote ... Ich atme erleichtert auf, aber ich nehme mir vor, weiter auf der Hut zu sein.  

 

8.05 Uhr: ⅓ Triple Crown geschafft 

Zu diesem Zeitpunkt versuche ich immer noch, meinen Körper aufzuwecken. Ich komme nur langsam in Gang, ich kurbele zwar fleißig, aber meine Beine fühlen sich nicht gerade gut an. Der Körper braucht noch etwas Zeit, um zum Leben zu erwachen. Dennoch halte ich mein Tempo und werde auf dem Gipfel des Mount Seymour von einem strahlenden Sonnenaufgang begrüßt. Für die Abfahrt wähle ich eine solide Mischung aus Klassikern und Effizienz: CBC Trail, Cabin Trail und Ned‘s Atomic Dustbin. Es war mir wichtig, dass jede Runde den Geist von North Shore widerspiegelt, aber auch meinen persönlichen Vorlieben entspricht. Ich würde sagen, diese Runde war perfekt. Der Untergrund ist griffig, ein typischer North-Shore-Helden-Tag. Ich stehe voll unter Spannung. Als ich bei Ned‘s Atomic Dustbin ankomme, lasse ich die Bremsen los und bin endlich wach. Der Ton ist gesetzt. Wie geil sind doch Mountainbikes?!  

Erster Berg, Mount Seymour, erledigt.  

 

2.35 Uhr: 1 Triple Crown geschafft 

Als ich den Mount Fromme erreiche, kommt mein Körper langsam in Schwung. Zu diesem Zeitpunkt ist es noch eine normale Tour. Ich versuche, nicht zu viel daran zu denken, was noch kommt. Ich hatte mir eingeredet, dass der Mount Fromme nur ein kleiner Hügel ist, und im Vergleich zum Mount Seymour ist er das auch, denn der tiefste Punkt liegt höher und der höchste Punkt niedriger. Da am neuen Grouse Bike Park noch gebaut wird, muss ich an der Grundstücksgrenze umkehren. Die klassische Triple Crown von Sessellift zu Sessellift ist nicht möglich, aber ich komme so weit wie es geht. Nach einer klassischen Abfahrt vom Mount Fromme erreiche ich das Labyrinth des British Properties Waldes. Jetzt wird sich zeigen, ob ich meine Route gut vorbereitet habe. Ich schaffe es, durch diesen Irrgarten zu gelangen, ohne nach dem Weg suchen zu müssen – eine schöne Bestätigung. Ein weiterer Berg steht noch aus: Cypress Mountain ist der nächste auf der Liste. Dieser Aufstieg ist für mich immer eine lästige Pflicht. Als ich auf die Straße komme, habe ich 600 Höhenmeter bergauf und nur 2 Spitzkehren hinter mir, und obwohl ich stetig vorankomme, habe ich das Gefühl, mich nicht vom Fleck zu bewegen.  

 

Als ich mich dem Gipfel nähere, wird die Straße flacher und ich habe die seltene Gelegenheit, meine Beine auszuschütteln, die Trittfrequenz zu erhöhen und mich zu lockern. Der Boxenstopp im Formel-1-Stil am Getränkeautomaten auf dem Parkplatz ist ein entscheidender Teil meines Plans, und darauf habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut. Als Nächstes erwartet mich eine Reihe klassischer North Shore Trails, die sich durch den Cypress-Wald schlängeln. Das ist das Sahnehäubchen und ein großartiger Abschluss meiner ersten Triple Crown. Im Anschluss an eine kurze Passage auf dem Highway komme ich 6 Stunden und 35 Minuten nach dem Start in Horseshoe Bay an. Diese Zeit haut mich fast aus dem Sattel. Ich hatte mich darauf eingestellt, nach etwa 10 Stunden anzukommen, und erwartet, dass diese ganze Challenge mehr als 30 Stunden dauern würde. Ich bin hin- und hergerissen. Soll ich mich darüber freuen, dass ich schneller als geplant bin, oder mir Sorgen machen, dass ich frühzeitig zu viele Patronen verballert habe? Ich versuche es mit einem Neustart. Also beende ich die Tour gedanklich und will einfach zu einer neuen aufbrechen. Ich ziehe mir frische Kleidung an, führe meine routinemäßigen Vorbereitungen durch (Kette schmieren, Reifendruck prüfen usw.) und setze mich auf eine Parkbank, um eine große Pizza zu verschlingen. Diese Pause kostet mich zwar eine Stunde, aber ich hatte mich ja mental darauf vorbereitet, 30 Stunden auf dem Bike zu verbringen. Da ich weit vor meinem Zeitplan liege, nehme ich mir ausreichend Zeit, um mich auf die letzten zwei Triple Crowns vorzubereiten, was mir bestimmt viel mehr nützen als schaden wird.  

- Der Parkplatz oben am Cypress voller Rennradler ... und ein paar Mountainbikern. 

- Unentbehrlicher Verpflegungsstopp

18.30 Uhr: 1⅔ Triple Crowns geschafft 

Die kleine Pause hat mir gutgetan, denn mein Körper hat keinerlei Probleme mit den aufeinanderfolgenden Cypress-Aufstiegen, um die ich mir zuvor am meisten Sorgen gemacht hatte. Erst als ich wieder auf den Pisten des Mount Fromme bin, erinnert mich mein Körper daran, dass es ein besonderer Tag ist. Von Horseshoe Bay bis zu diesem Punkt (außer der Abfahrt) ist alles eine glatte, schnelle, asphaltierte Straße. Doch auf den feuchten Schotterpassagen hoch auf den Mount Fromme sendet mein Körper erste Schmerzsignale. Das wirft mich zwar nicht aus der Bahn, aber es bereitet mir ein anhaltendes unangenehmes Gefühl, auf das ich gut verzichten könnte. Ich versuche, einfach gleichmäßig weiter zu kurbeln, weil ich weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis ich auf einer der flowigsten Abfahrten der North Shore den Berg hinunterrollen kann. Als ich oben ankomme, bin ich ziemlich platt, aber das Feuer in mir brennt nach wir vor. Immer wenn ich einen Weckruf brauche, stürze ich mich einen Trail gern schneller hinunter, als ich eigentlich sollte. Für mich gibt es nichts Besseres, als in einer Schwächephase eine Ladung Adrenalin in meine Blutbahn zu pumpen. Der Seventh Secret Trail beschert mir noch ein paar Wackler, auf dem Expresso Trail dagegen fahre ich mich in einen wahren Glücksrausch. Kopf und Beine sind wieder voll da, und so halte ich auf der Fahrt in Richtung Mount Seymour ein ordentliches Tempo.  

 

- Stoppie auf einem Shore Trail? So viel Zeit muss sein.

21.30 Uhr: 2 Triple Crowns geschafft  

Die Umrundung des Mount-Seymour-Sockels ist eher langweilig. Ich hatte mich für eine Mischung aus Trails, Pfaden und Straßen entschieden, sodass ich viele Kurven fahren muss und mental gefordert bin. Es ist schon dunkel, als ich den Aufstieg auf den Mount Seymour in Angriff nehme. Mein Geist ist wachsam und fragt sich, ob der Wind die Blätter zum Rascheln bringt, oder ob es Bären sind, die durch den Wald streifen. Meine Beine fühlen sich gut an, das Tempo ist perfekt und ich bin zuversichtlich, dass ich es schaffe. Um 21:30 Uhr komme ich wieder in Deep Cove an. Damit habe ich die zweite Triple Crown geschafft – 8 Stunden, nachdem ich in Horseshoe Bay losgefahren bin. Ich liege immer noch vor meinem Zeitplan, weswegen ich mich für die gleiche Strategie entscheide wie nach der ersten Triple Crown, nämlich eine Pause einzulegen. Ich ziehe mir neue Kleidung an, mache mich frisch, esse einen Döner und stelle sicher, dass meine elektronischen Geräte für den letzten Stint voll geladen sind. Nach einer weiteren Stunde Pause rappele ich mich vom Boden auf und bin bereit, wieder loszulegen. 

Nach 2 Triple Crowns ist Matthew nicht der einzige mit Ermüdungserscheinungen. In den dunklen Ecken der North Shore Berge stößt er auf alte, verwitterte Holzkonstruktionen. 

1.40 Uhr: 2⅓ Triple Crowns geschafft 

Die Beine brauchen etwa 20 Minuten, um locker zu werden, aber danach komme ich wieder richtig in den Flow. Der Anstieg zum Mount Seymour ist lang, aber trotz der dritten Runde ist mir nicht langweilig – ein gutes Zeichen dafür, dass mein Geist voll da ist. Als ich am oberen Tor ankomme, will der Parkwächter gerade für die Nacht abschließen. Von dieser unerwarteten Begegnung sind wir beide ziemlich überrascht. Ich will eigentlich gleich weiterfahren, aber er zieht mich beiseite und fragt mich, was ich um diese Zeit hier draußen mache. Er hält mir nicht nur einen Vortrag darüber, wie man das Beste aus seiner Jugend macht, sondern auch über seine politischen Ansichten. Ich selbst bin zu dem Zeitpunkt kaum in der Lage, ein ganz normales Gespräch zu führen, geschweige denn eines über Politik. Dann wünsche ich dem Kerl alles Gute und mache mich eilig aus dem Staub. Ich habe ordentlich Respekt vor dem nächsten Abstieg, denn meine Hände sind von all den vorherigen Nonstop-Abfahrten schon ganz geschunden. Normalerweise macht mir der CBC Trail zwar Spaß, aber mir ist klar, dass er in meinem jetzigen Zustand kein Vergnügen wird. Als ich den Cambodia Trail erreiche, kann ich meinen etwas verkrampften Griff wieder lockern und finde einen gewissen Flow durch all die fahrtechnischen Schwierigkeiten, für die der Trail bekannt ist.  

4.00 Uhr: 2⅔ Triple Crowns geschafft 

Der Aufstieg zum Mount Fromme ist wieder eine gute Gelegenheit, um zu überprüfen, wie ich drauf bin. Meinem Körper scheint es gut zu gehen, ich habe zwar keine Probleme gleichmäßig zu kurbeln, merke aber eindeutig, dass ich gegen eine Wand stoße. Meine Sicht ist trübe und ich spüre, dass ich bald um jeden Meter kämpfen muss. Ich schalte meine Leuchten ein und in der Hoffnung, dass ein Dopaminschub mich aufmuntert, hole ich mein Smartphone heraus, um darauf herumzuscrollen. Als ich oben ankomme, bin ich erleichtert, dass ich es ohne allzu große Quälerei geschafft habe. Außerdem bin ich mir sicher, dass die nächste Abfahrt mich aufwecken wird. Alles in bester Ordnung. Jetzt habe ich keinen Zweifel mehr, dass ich es bis zum Ende schaffe. Mir ist aber auch klar, dass es keine Spazierfahrt wird. 

 

Dunkel und feucht. Typisch für den Pazifischen Nordwesten.   

 

7.40 Uhr: 3 Triple Crowns geschafft – Das Finale 

Am Fuße des Mount Fromme lege ich eine Pause von 45 Minuten ein, denn für den letzten Anstieg muss ich mich ausgiebig erholen. Meine Beine sind nicht das Problem, aber mein Körper will sich anscheinend schlafen legen. Mit körperlichen Beschwerden komme ich meistens klar, aber sobald mein Körper beschließt, dass er ins Bett will, ist normalerweise Schluss. Daher die 45-minütige Pause, um Kraft zu tanken, mich aufzuwärmen und mich auf den möglicherweise sehr lange dauernden Cypress-Aufstieg vorzubereiten. Ich mache mich auf den Weg, überquere den Damm und fahre in den British Properties Wald, auf den ich mich zum ersten Mal freue. Das Trail-Labyrinth der British Properties fordert meine volle geistige Aufmerksamkeit, was mir in dieser Phase sehr guttut. Als ich die langen, geraden Straßen des Cypress erreiche, spüre ich, wie der Sandmann immer näher kommt. Ich versuche alles, um mich abzulenken und beginne, schneller zu fahren, weil ich hoffe, dass die körperliche Anstrengung mich wacher macht. Ich schaffe es, mich zusammenzureißen, bis ich den flachen Abschnitt unterhalb des Gipfels erreiche. Doch die geringere Anstrengung lässt mich einnicken. Mir fällen die Augen zu, während ich mit etwa 18 Stundenkilometern unterwegs bin. Gerade noch rechtzeitig reiße ich meine Augen auf, um mich in einen Graben zu retten, weg vom Asphalt. Dank ein paar neuer Schürfwunden fühle ich mich jetzt wirklich wach. Bis zur Abfahrt ist es nicht mehr weit. Jetzt weiß ich, dass ich es bis zum Ziel schaffe, wenn ich schon bis hierher gekommen bin. Am höchsten Punkt angelangt, seufze ich erleichtert auf. Ich bin fertig, kein Klettern mehr. Von hier an geht es nur noch bergab. Die letzte Runde vom Cypress hinunter ist eine der schlampigsten Abfahrten meines Lebens. Ich fahre zwar nicht langsamer, aber ich bin mental nicht ganz auf der Höhe. Und so kommt es, dass ich mit den Schultern links, rechts und mittig gegen Zweige und Sträucher schlage. aber ich halte durch. Von dort ist es nur noch ein kurzes Stück bis Horseshoe Bay. Dort tauche ich schließlich meine Reifen ins Wasser und das war‘s. Ich habe die Triple Triple Crown in 25 Stunden und 40 Minuten geschafft. Alles in allem bin ich wirklich super zufrieden mit meiner Leistung an diesem Tag. Auch wenn kurz vor dem Ziel etwas Sand im Getriebe war, werde ich diese Tour nicht so schnell vergessen.  

 Die North Shore hat es an sich, selbst perfekt vorbereiteten Bikern Demut einzuflößen, und ich war da keine Ausnahme. Die Triple Triple Crown hat mich an meine körperlichen und mentalen Grenzen gebracht und mich gezwungen, mich mit Schwierigkeiten, Angst und Müdigkeit auseinanderzusetzen. Bei jedem Anstieg wurde meine Ausdauer, bei jeder Abfahrt wurden mein ganzes Können und meine Nerven auf die Probe gestellt. Doch so zermürbend die Tour auch war, sie hat mir etwas viel Wichtigeres vermittelt: den allergrößten Respekt für das Gebiet und die Menschen, die daran gearbeitet haben. Die North Shore ist nicht nur eine Ansammlung von Trails, sondern ein lebendiges, atmendes Gebilde mit Charakter, das voller Geschichte ist. Ich fühle mich damit jetzt auf eine Weise verbunden, die ich vorher nicht kannte, denn die uralten Bäume und rauen Trails haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Es ist eine Region, die dir erst alles abverlangt, aber wenn du ihre Wälder völlig erschöpft verlässt, nimmst du ein Stück von ihr mit. Diese Tour hat mich gelehrt, dass Mountainbiken in der North Shore bedeutet, ihre Herausforderungen zu respektieren, ihre Schönheit aufzusaugen und Teil ihrer sich ständig weiterentwickelnden Geschichte zu werden.  

 

- Stellt Matthew seine Entscheidungen in Frage oder hat er schon die nächste Idee für eine große Tour?

 

Statistik: 

232,3 km  

8896 m Höhenmeter Aufstieg  

23 Stunden und 12 Minuten Netto-Fahrzeit  

25 Stunden und 41 Minuten Gesamtzeit 

10 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit 

 

 

 

Bike-Check: 

Deviate Highlander (145 mm Federweg hinten)  

Shimano XTR 12-fach-Schaltgruppe  

Shimano XTR Trail Bremsen  

TrailOne Cockpit - 760mm Lenker - 32mm Vorbau  

Ergon Enduro SM Sattel  

Crankbrothers Mallet Enduro Pedale  

Maxxis Forekaster VR, Maxxis Rekon HR  

2 x Knog Blind 2000 Leuchten – montiert an Helm bzw. Lenker  

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